Doshin (links im Bild) bei der Eröffnung 1996

Do­shin (links im Bild) bei der Er­öff­nung 1996

Doshin Houtman

Be­woh­ne­rin von Noor­der Po­ort: 1999 bis 2004
Do­shin war ihr of­fi­zi­el­ler Na­me als Un­sui und auch als Dhar­ma-Leh­re­rin (er­nannt 2002)
Be­ruf: Dhar­ma­leh­re­rin in der Vipassana-Tradition

Wie pro­fi­tierst du in dei­nem heu­ti­gen Le­ben von dem Zentraining?
Das Zen­trai­ning wirkt noch stets nach. Ich möch­te ein paar Din­ge hervorheben:
Prab­ha­sa Dhar­ma Ro­shi frag­te mich ein­mal: “Wo ist der Re­gen­schirm?” Ich sag­te: “Ich glau­be, er ist im Au­to.” Dann sag­te sie: “Du sollst nicht glau­ben, son­dern si­cher sein. Wenn du es nicht weißt, sag: ‘Ich weiß es nicht´. Bei den Tat­sa­chen blei­ben und nichts im Kopf pro­du­zie­ren, das ist es, was ich im All­tag im­mer noch mitnehme.
Ich ha­be auch viel bei den Nacht­sit­zun­gen ge­lernt, dem Sit­zen und Ge­hen durch die Nacht am En­de ei­nes Retre­ats. Für die Un­sui war das kei­ne Wahl, son­dern ein Muss. Meis­tens gab es wäh­rend ei­ner sol­chen Nacht ei­ne Lei­dens­pha­se, die sehr un­an­ge­nehm war. Doch die Nacht ver­ging wie­der. Und dann kam ein wei­te­rer Tag des Trai­nings oh­ne Schlaf. Auch das hat sich als mach­bar er­wie­sen. Das hat mir sehr viel Selbst­ver­trau­en ge­ge­ben. Selbst jetzt, wenn die Din­ge un­an­ge­nehm sind, weiß ich: OK, das geht vor­bei, das ist mach­bar, bleib ein­fach prä­sent und at­me weiter.
Und schließ­lich: wäh­rend mei­ner Trai­nings­zeit auf Noor­der Po­ort gab es ei­nen sehr al­ten Heiz­kes­sel der Zen­tral­hei­zung und die heiz­te nur mi­ni­mal. Und mor­gens im Win­ter gin­gen wir drau­ßen oh­ne Man­tel Kin­hin. Brrrrr! Da gab es viel Wi­der­stand, sich ge­gen die Käl­te zu schüt­zen. Weil das auch sehr un­an­ge­nehm ist, be­schloss ich ei­nes Mor­gens, mich zu ent­span­nen und die Käl­te ganz zu spü­ren. Ah, ein him­mel­wei­ter Un­ter­schied und noch im­mer interessant.

Doshin jetzt

Do­shin jetzt

Was war der schöns­te und der schlimms­te Mo­ment in dei­nem Zentraining?
Ich kann kei­nen schlimms­ten Mo­ment aus­ma­chen. Ich er­in­ne­re mich an ei­nen sehr un­an­ge­neh­men Mo­ment nach ei­nem Retre­at im Som­mer. Es gab schon vie­le Retre­ats mit wun­der­ba­ren Er­kennt­nis­sen. Auch hier hat­te ich mein Bes­tes ge­tan, aber es gab kei­ner­lei Ein­sicht. Ich fühl­te mich wie ein to­ta­ler Ver­sa­ger und ha­be mich nicht ge­traut, es je­man­dem zu sa­gen. Auf die Fra­ge: “Und wie war dein Retre­at?”, ant­wor­te­te ich: “Groß­ar­tig!” Nun, das war es nicht.
Es gab vie­le schö­ne Mo­men­te. Zum Bei­spiel die Be­ge­ben­heit, dass die Zen-Meis­te­rin ge­le­gent­lich für die Be­woh­ner koch­te — so­wohl Prab­ha­sa als auch Ji­un Ro­shi ta­ten das. Das Es­sen war et­was Be­son­de­res, mit be­son­ders le­cke­ren Sa­chen, wirk­lich ein Ge­nuss. Aber vor al­lem war es schön, von sei­ner Zen-Meis­te­rin auf die­se Wei­se um­sorgt zu werden.
Au­ßer­dem brach­te Shins­ei Ni­co­lai ein­mal im Win­ter Ther­mo-Un­ter­hem­den für al­le Un­su­is mit. Das war auch für mich ein klei­nes Highlight.

War­um bist du gegangen?
Nach fünf Jah­ren Le­ben auf Noor­der Po­ort stell­te sich die Fra­ge: Wie nun wei­ter? In ei­nem nächt­li­chen Traum sag­te ei­ne kla­re Stim­me, dass ich in Til­burg Vi­pas­sa­na ma­chen wür­de. Ich bin die­ser Stim­me ge­folgt, und das tue ich auch jetzt.

(Über­set­zung aus dem Nie­der­län­di­schen: Ma­rie Loui­se Linder)

Quel­le: Do­shin Hout­man, Zen­Le­ven Herbst 2021

Vo­ri­ger: Ro­bert Gantke

Fol­gen­der: Che­ward Roman