Shoten auf dem Kokoro-Sesshin März 2023
Broccoli in kleinen Stücken in hellgrün, mittelgrün, blau grün. Jeder Schnitt verändert die Form. “Die Stücke müssen etwas kleiner”, sagt der Tenzo. Das Sieb füllt sich.
Die Töpfe sind schon vorbereitet für das Kochen, glänzend auf dem sauberen Herd. Es riecht nach Zwiebel und Knoblauch und Zitrone. Die Glocke läutet: Samu beendet — Kaffeepause. Schade eigentlich.
Ich half als Shoten dem Koch im Kokoro-Sesshin. Ich hatte das Glück, zwei Köche begleiten zu dürfen: in den ersten drei Tagen Ardan, dann Daido.
Die Arbeit des Tenzos verlangt eine sehr gute Organisation: Die Nahrungsmenge muss auf die Größe der Gruppe abgestimmt sein, sodass alle satt werden. Alles muss auf die Minute pünktlich vorbereitet sein und es braucht ein Gespür für die Zutaten, so dass alles geschmacklich zueinander passt. Bewundernswert, wie Ardan und Daido dies meisterten!
Am beeindruckendsten an meiner Tätigkeit war die Zuständigkeit für die Aufbewahrung der Reste. Sorgfältig mussten die Reste in Plastikdosen beschriftet und kühl gestellt werden; und wenn es nicht mehr haltbar war, mussten die Reste entsorgt werden. So ist der Gang der Dinge. Ich sehe die Nahrungsreste in der Spüle und die welken Salatblätter im Kompost. Alles hat seinen Platz, entsteht und vergeht.
Die Küche ist am Nachmittag ganz sauber, so als wäre nichts passiert. Nur, ‑wir waren wohlig satt. Beim nächsten Mal muss mir Daido erklären, wie er den köstlichen Saitan macht.
Shoten zu sein ist eine wunderbarer Zen-Übung: Kein Gedanke an Erleuchtung.
Susanne Shisei