Mit dem folgenden Text gewann Hans Reddingius einen Schreibwettbewerb, verbunden mit einer Ausstellung von Amateurmaler*innen in seinem Heimatdorf. Haibun und Tanka sind Formen japanischer Dichtkunst. In einem Haibun sind Poesie und Prosa miteinander vermischt. Ein Tanka ist ein Fünfzeiler mit 5–7‑7–5‑7 Silben.
Haibun und Tanka
von Hans Reddingius, anlässlich des Gemäldes “Zukunft?” von Elsina Reben
„Höre, Sariputra! Alle Erscheinungen sind durch Leere gekennzeichnet; ihre wahre Natur ist keine Geburt, kein Tod, kein Sein, kein Nicht-Sein; sie sind weder rein noch unrein, nehmen weder zu noch ab. Daher haben Körper, Gefühle, Wahrnehmungen, mentale Strukturen und Bewusstsein kein separates Selbst.“ (Aus dem Herz-Sutra)
Zukunft?
Die Zukunft gibt es nicht. Ist Leere, ist das, was sein könnte, aber noch nicht ist. Raum für Möglichkeiten. Was du wohl sagen kannst: Da wird Raum sein. Da wird Luft sein. Da wird Wasser sein. Da wird Bewegung sein. Raum, Luft, Wasser, Bewegung. Daraus wird in jedem Augenblick etwas zu dem Vergangenen hinzugefügt, was noch nicht darin war. In der Ferne wird dann etwas ausgetauscht, was bereits darin war.
Ich sehe Farbe auf Leinwand
Und denke Wolken und Wasser,
Schwappende Wellen.
Einmal liefen wir den Strand entlang,
Machten Pläne für später.
(aus dem Niederländischen übersetzt von Doris Behrens)
Quelle: Haibun met Tanka, ZenLeven Frühjahr 2019