Ra­pha­el und Ajit: Die Ar­beits­wo­che verbrüdert.

Die Arbeitswoche: Wo sich Arbeit und Meditation begegnen

Von San­dra Weijman

Auf Noor­der Po­ort gibt es re­gel­mä­ßig Ar­beits­wo­chen. Ei­ne Ar­beits­wo­che dau­ert von Mon­tag bis Frei­tag und wäh­rend die­ser Wo­che wird auf dem ge­sam­ten Ge­län­de an ver­schie­de­nen Pro­jek­ten ge­ar­bei­tet. Ar­beit und Me­di­ta­ti­on wer­den kom­bi­niert und die­nen ein­an­der. Wäh­rend der Ar­beits­wo­che An­fang Ju­li 2019 ha­be ich drei Teil­neh­mer interviewt.

Ers­tes In­ter­view mit Ajit Pe­ters, der mit eh­ren­amt­li­chen Tä­tig­kei­ten auf Noor­der Po­ort an­fing und seit dem 1. Ju­ni 2016 ei­nen Ver­trag für zwei Ta­ge die Wo­che als Ver­wal­ter des Land­schafts­gar­tens hat.

Was be­deu­tet die Ar­beits­wo­che für dich?
Die Ar­beits­wo­che ist sehr wich­tig, weil wir dann un­glaub­lich vie­le Tä­tig­kei­ten ver­rich­ten kön­nen. Im Vor­feld stim­me ich mit Ji­un Ro­shi die Pla­nung für die Ar­beit im Gar­ten ab. Wäh­rend der Ar­beits­wo­che wer­den die Tä­tig­kei­ten ver­teilt und auf De­tail­ni­veau festgelegt.

Kannst du ein paar Bei­spie­le für die Ar­beit im Gar­ten nennen?
Das hängt von der Jah­res­zeit ab. Im Früh­ling und im Herbst wer­den die Bäu­me und Sträu­cher ge­schnit­ten. Die Baum­schei­ben der Obst­bäu­me wer­den vom Un­kraut be­freit und auch gleich ge­mulcht. Die We­ge wer­den ge­säu­bert, im Früh­ling wird der Blu­men­gar­ten für den Som­mer fer­tig­ge­macht und im Herbst wird die­ser auf den Win­ter vorbereitet.

War­um soll­te je­mand dei­ner Mei­nung an der Ar­beits­wo­che teilnehmen?
Ich fin­de, dass die Ar­beits­wo­che ei­ne per­fek­te Kom­bi­na­ti­on von Ar­beit und Me­di­ta­ti­on ist! Wir me­di­tie­ren vier­mal am Tag (mor­gens vor dem Früh­stück und abends). Vor­mit­tags und nach­mit­tags gibt es je zwei Ar­beits­pe­ri­oden, ei­ne, in der Spre­chen er­laubt ist, und ei­ne im Schwei­gen. Wäh­rend ei­nes Sess­hin dreht sich al­les um Za­zen, das Sit­zen, aber hier kann man das, wo­mit man wäh­rend der Me­di­ta­ti­on kon­fron­tiert wird, gleich in die Pra­xis um­set­zen. Man kann hier auch gleich er­fah­ren, wie wir hier le­ben und sich dar­an er­fri­schen, wie es hier auf Noor­der Po­ort zu­geht. Man braucht nicht viel nach­zu­den­ken, man braucht sich auch um das Es­sen kei­ne Sor­gen zu ma­chen, man braucht nur zu tun, wor­um man ge­be­ten wird, und man be­kommt Ar­beit zu­ge­teilt, die man kör­per­lich auch schaf­fen kann.
Ich fin­de, dass das Ge­län­de (9,8 ha) nach je­der Ar­beits­wo­che schö­ner wird. Die Leu­te, die hier­her kom­men, zah­len ei­nen re­la­tiv ge­rin­gen Be­trag und be­kom­men da­für ein Zim­mer, Mahl­zei­ten und die Me­di­ta­ti­on. Sie be­zah­len mit ih­ren Ar­beits­stun­den und das ist dann der Ge­winn für Noor­der Poort.

Zwei­tes In­ter­view mit Thuy, ei­ner gu­ten Freun­din von Dai­do (der aus Viet­nam kommt), die zum zwei­ten Mal an ei­ner Ar­beits­wo­che teilnimmt

Bist du zum ers­ten Mal auf Noor­der Poort?
Ich war 2017 zum ers­ten Mal hier, und das ist mein zwei­tes Mal. Das ers­te Mal war im Herbst, im Ok­to­ber. Da war es stür­misch und es war ziem­lich kalt. Jetzt ist es an­ders, das Wet­ter ist viel angenehmer.

Was hat dich zu die­ser Ar­beits­wo­che gebracht?
Es geht nicht so sehr um die Ar­beits­wo­che, son­dern um das Me­di­ta­ti­ons­zen­trum, um die Me­di­ta­ti­on, um die Men­schen hier, die At­mo­sphä­re. Es ge­fällt mir hier sehr. Ich ken­ne Dai­do schon sehr lan­ge. Wir hat­ten ei­ne Zeit lang kei­nen Kon­takt, aber über ei­ne ge­mein­sa­me Freun­din ha­be ich von Noor­der Po­ort er­fah­ren, und ich bin ein­mal mit ihr hierhergekommen.
Es ge­fällt mir hier so gut. Die Leu­te sind so nett zu­ein­an­der, oh­ne sich da­für be­son­ders an­zu­stren­gen, es ist das We­sen der Din­ge hier, dass man freund­lich mit­ein­an­der um­geht. Ich neh­me jetzt an der Ar­beits­wo­che teil, weil es mo­men­tan für mich zu an­stren­gend ist, wirk­lich in­ten­siv zu me­di­tie­ren. Dar­um ist es so schön, dass wir so­wohl me­di­tie­ren, als auch den kör­per­li­che Ak­ti­vi­tät der Ar­beit ha­ben. Das ist nicht so leicht für mich, ich bin nicht sehr sport­lich. Ich ar­bei­te zum ers­ten Mal im Garten.

Und wie fin­dest du das?
Der ers­te Tag war ein we­nig an­stren­gend, weil es sehr warm war und ich viel sit­zen muss­te, ich muss­te Un­kraut jä­ten. Aber vom zwei­ten Tag an war ich dar­an ge­wöhnt und es hat mir auch bes­ser gefallen.
Ich er­in­ne­re mich dar­an, dass ich den Knob­lauch aus­gra­ben muss­te. Und ich dach­te, das ist al­les, mehr ist da nicht mehr im Bo­den. Aber dann ha­be ich wei­ter­ge­gra­ben und da gab es noch viel mehr Knob­lauch! Das war wirk­lich ei­ne Über­ra­schung!! Ir­gend­wann ha­be ich auch ge­merkt, ach, es ist ei­ne Me­di­ta­ti­on, denn ich ha­be al­les um mich her­um ver­ges­sen, ich ha­be nur noch ge­gra­ben und ge­gra­ben und ge­gra­ben. Das hat sich so gut an­ge­fühlt! Ich den­ke, dass ich mich an die­sen Mo­ment noch lan­ge er­in­nern werde.
Ich ha­be kei­ne kom­pli­zier­ten Din­ge tun müs­sen, ich ha­be ein­fach die An­wei­sun­gen von Dai­do be­folgt. Aber weil ich vie­le ver­schie­de­ne Sa­chen ge­macht ha­be, ha­be ich viel dar­über ge­lernt, wie man mit den ver­schie­de­nen Ge­mü­se­sor­ten im Gar­ten um­geht. Es ist gar nicht lang­wei­lig, weil je­de Ge­mü­se­sor­te an­ders ver­sorgt wer­den muss, ei­nen an­de­ren Zucht­plan hat, ei­ne an­de­re Men­ge Was­ser und Dün­ger be­kommt. Mo­men­tan ha­be ich noch kein spe­zi­el­les Hob­by, aber das Gärt­nern hat mich sehr angesprochen!

Du hast hier al­so ein neu­es In­ter­es­se entdeckt.
Ja, ja. Ich bin kein Ar­beits­tier und nicht so ver­ses­sen auf De­tails, aber viel­leicht wird die­ses Hob­by mei­nen Cha­rak­ter än­dern, wenn man lernt, sich wirk­lich um Pflan­zen zu kümmern.

Hat­test du Er­fah­rung mit Me­di­ta­ti­on, be­vor du hier­her­ge­kom­men bist?
Nicht so viel. Ich hab jetzt ei­nen gu­ten Ein­druck er­hal­ten und ich den­ke, dass ich es von jetzt an häu­fi­ger prak­ti­zie­ren werde.

Hast du vor, wiederzukommen?
Ja. Ich ha­be schon dar­über nach­ge­dacht, ob ich mich dann für ein et­was in­ten­si­ve­res Pro­gramm ent­schei­de. Viel­leicht für ei­ne Wo­che, viel­leicht für ei­nen Mo­nat, ich weiß es noch nicht. Ich wür­de sehr ger­ne wiederkommen.

Drit­tes In­ter­view mit Frans Wil­lem­sen, Stamm­gast wäh­rend vie­ler Ar­beits­wo­chen (und gleich­zei­tig der Gra­fik­de­si­gner von ZenLeven)

Du bist mehr oder we­ni­ger Stamm­gast bei der Ar­beits­wo­che, wie lan­ge schon?
Ja, 2001 war ich zum ers­ten Mal hier.

Und du bist je­des Jahr hier?
Ja, manch­mal so­gar zwei, drei Mal im Jahr. Manch­mal set­ze ich auch ein Jahr aus, aber nor­ma­ler­wei­se bin ich je­des Jahr hier.

Und wie bist du bei den Ar­beits­wo­chen ge­lan­det. Denn du kommst nur zu Ar­beits­wo­chen, oder?
Ja. Ich ha­be ein­mal an ei­nem Zen-Wo­chen­en­de teil­ge­nom­men, aber die Ar­beits­wo­che spricht mich mehr an, passt bes­ser zu mir.

Er­zähl.
Die Kom­bi­na­ti­on von Me­di­ta­ti­on und Ar­beit, und die Ar­beit an sich. Was mir sehr ge­fällt, das ist die Stil­le. Ich se­he es mehr als ei­ne Re­fle­xi­on des Mo­men­tes, in dem ich mich be­fin­de. Ich ver­su­che im­mer zu se­hen: Wie ge­he ich in die­se Wo­che hin­ein und was möch­te ich für mich selbst er­rei­chen? Wie kom­me ich wei­ter, wo ste­he ich im Le­ben? Für mich sind das ein paar Punk­te, die ich hier ausarbeite.
Es ge­fällt mir auch sehr gut, al­lei­ne zu ar­bei­ten. Am liebs­ten mag ich es, wenn ich ein Pro­jekt be­kom­me. Man kommt hier­her und es gibt ein paar Din­ge zu tun. Dann ge­he ich das sehr plan­mä­ßig an. Da­mit bin ich dann die gan­ze Wo­che be­schäf­tigt und ir­gend­wann ist es fer­tig. Die­se Wo­che bei­spiels­wei­se ha­be ich ei­ne klei­ne Brü­cke re­pa­riert. Ich ma­che das dann ger­ne so, dass es gut aus­sieht, aber so, dass es na­tür­lich aus­sieht. Nicht per­fekt, aber so, dass es stim­mig ist, als ob es schon seit Jah­ren so ist.

Ich den­ke, es ist auch an­ge­nehm, wenn man es fer­tig bekommt.
Ja, und dann ist so ei­ne Art Pro­jekt wie­der ge­lun­gen. Und wenn dann noch ein we­nig kör­per­li­che Ar­beit hin­zu­kommt, dann ge­fällt mir das. Ich muss da­zu sa­gen, dass es mir nicht im­mer leicht fällt, hier­her zu kom­men. Dann kommt man hier­her, im Schwei­gen, man ar­bei­tet und dann fühlt man sei­nen Kör­per um­so mehr. Und es macht nicht nur Spaß. Man wird mit Din­gen kon­fron­tiert, man hat sei­ne Vor­lie­ben, die Ar­beit kann an­stren­gend sein oder ei­nem nicht lie­gen. Aber gut, es ist dann die Kunst, es an­zu­ge­hen, es ein­fach zu tun. Wenn man erst ein­mal an der Ar­beit ist, dann ma­che ich es so gut wie mög­lich und dann macht es auf ein­mal doch Spaß.
Was ich hier bei der Ar­beit wäh­rend der Ar­beits­wo­chen ge­lernt ha­be, ist, wenn die Glo­cke läu­tet, dann ist es vor­bei, dann bin ich fer­tig. Dann räumt man al­les auf, und das war es dann. Los­las­sen, ich ha­be es so gut wie mög­lich ge­macht, und das ist das. Viel­leicht ist es nicht per­fekt, aber ich hö­re jetzt auf, ich räu­me mei­ne Sa­chen auf und mor­gen ma­che ich wie­der weiter.

War­um soll­te man dei­ner Mei­nung nach an der Ar­beits­wo­che teilnehmen?
Ja, da gibt es na­tür­lich für je­den un­ter­schied­li­che Grün­de, aber ich den­ke, dass man wäh­rend ei­ner Ar­beits­wo­che er­fah­ren kann, was Me­di­ta­ti­on ist. Um das auf­zu­bau­en, um die Er­fah­rung zu ma­chen, da­für ist die Ar­beits­wo­che ide­al. Man sitzt ein paar­mal am Tag, man schweigt zwi­schen­durch und hat et­was zu tun, man be­kommt ei­ne Auf­ga­be. Wenn man an ei­ner Ar­beits­wo­che teil­nimmt, dann er­le­digt man die­se Auf­ga­be, und ich glau­be, dass die­se Auf­ga­ben sich sehr gut ins täg­li­che Le­ben in­te­grie­ren las­sen. Man denkt: Auf die­se Art wird dort ge­ar­bei­tet, das wer­de ich zu Hau­se auch ausprobieren.

(Aus dem Nie­der­län­di­schen über­setzt von San­dra Möller)

Quel­le: De werk­week: waar werk en me­di­ta­tie sa­men ko­men, Zen­Le­ven Herbst 2019