In dieser Rubrik werden anhand von fünf feststehenden Fragen Meditierende vorgestellt, die in Noorder Poort oder einer der landesweiten Gruppen meditieren. Dieses Mal ist es Martine des Tombe, 55 Jahre alt, aus Diever. Sie ist Musikerin und meditiert seit 2011.
Das Zen-Leben von Martine des Tombe
Was veranlasste dich, Zen zu praktizieren?
Das ist eine lange Geschichte, aber um es kurz zu machen: Während einer Krise riet mir jemand aus dem Umfeld meiner (damaligen) Arbeit, ein Buch von Eckhart Tolle zu lesen. Ich erwartete mir nichts davon, hatte selbst einen heftigen Widerstand gegen „das nebulöse Getue“. Als ich ein Video von Tolle sah, schien mir da nichts Nebulöses dran zu sein und ich war beeindruckt von der Art und Weise, auf die Gedanken und Reaktionen auf das, was einem so täglich widerfährt, Acht zu geben. Es hat mir enorm viel gebracht, mir dessen bewusst zu werden. Zwei Jahre später kam das Bedürfnis nach mehr auf, und ich besuchte einen Achtsamkeitskurs. Danach wollte ich mit dem Meditieren weitermachen und suchte mir einen Ort, nicht zu weit von meinem Zuhause entfernt. So kam ich nach Weesperzijde (Amsterdam) zu Maurits Hogo Dienske, und bin geblieben. Ich habe Zen also nicht besonders bewusst gewählt, ich bin ihm begegnet und dabei geblieben.
Wo und bei wem meditierst du?
Ich habe also fünf Jahre bei Maurits Hogo Dienske in Amsterdam gesessen, und seit ich letztes Jahr nach Diever umgezogen bin, sitze ich jeden Montagabend auf Noorder Poort. Die Abende werden abwechselnd von Myoko Sint und Tozan Timmer geleitet.
In den letzten Jahren habe ich regelmäßig an Sesshins, Wochenenden und Arbeitswochen auf Noorder Poort teilgenommen. Als ich nach Diever umzog, dachte ich, dass ich nun wohl oft zu Sesshins gehen würde, aber seltsamerweise war ich noch keinmal dort… Das liegt vor allem daran, dass sich niemand um meinen alten Hund kümmern kann. Ich nehme auch teil an dem Zenleven Thuistraject (mehr dazu hier), das im März auf Noorder Poort begonnen hat.
Wen (oder was) siehst du als deinen Lehrer an?
Ja… wer oder was nicht, würde ich fast sagen. Aber wenn ich an menschliche Lehrer denke, kommt mir zuerst wieder Eckhart Tolle in den Sinn. Es berührt mich immer noch, wie er über Stille spricht, seine humorvolle und für mich nachvollziehbare Art, wie er unsere Mühsal beschreibt. Dann ist da natürlich Maurits. Fünf Jahre lang habe ich ihm jede Woche zugehört, und ich vermisse seine Präsens und seine Ansprachen immer noch. Glücklicherweise nimmt die Zen-Gruppe in Utrecht de toespraken van Maurits auf und setzt sie auf ihre Website. Ich höre sie mir gern an. Auf Noorder Poort ist es natürlich Jiun Roshi, die ich zufälligerweise noch selten als Lehrerin getroffen habe, im Zenleven Thuistraject (mehr dazu hier) aber regelmäßig. Und Tozan und Myoko natürlich.
Aber vor allem finde ich viel Inspiration in der Natur. Ich beobachte einen Käfer und fühle mich mit ihm verbunden. Der Käfer tut, was er tun muss. Nicht mehr, nicht weniger. Er erlebt Rückschläge, aber er würde alles tun, um weiterzukommen. Ungehindert durch Gedanken über das Ereignis. Lehrreich.
Welcher buddhistische Begriff spricht dich am meisten an?
Diese Frage finde ich sehr schwierig. Ich glaube, ich beschäftige mich nicht auf diese Weise damit. Mein Kopf arbeitet ziemlich assoziativ, und die ziemlich vielen Begriffe im Buddhismus bleiben nicht so einfach dort hängen. Es gibt allerdings schon Elemente, die mich beschäftigen, so wie das Selbst oder besser gesagt, dessen Abwesenheit. Angsteinflößend und herrlich zugleich. Was mich noch fasziniert, ist das „ich“ und der „andere“ oder das „ich“ und das „andere“.
Ich habe einmal Koshin, als sie auf Noorder Poort wohnte, gefragt: „Was machst du, wenn im Zendo eine Mücke zu dir kommt?“ Koshin antwortete: „Ich wünsche ihr guten Appetit.“
Maurits erzählte einmal: „Wenn dir manchmal ärgerliche Gedanken kommen über irgendwelche Leute, die dir auf der Straße begegnen, kannst du innerlich sagen: Ich wünsche dir das Allerbeste. Versuche es doch einmal.“
Wie sieht dein Zen-Leben aus? Wie wirkt sich die Zen-Praxis auf dein tägliches Leben aus?
Ich versuche, täglich 25 Minuten zu sitzen. Das gelingt mir nicht immer, aber ich strebe es an. Vor ein paar Monaten habe ich mir eine Ecke in meinem Schlafzimmer als Meditationsplatz eingerichtet. Das gefällt mir sehr gut. Zudem gehe ich zum Montagabendkurs auf Noorder Poort und seit diesem Jahr mache ich bei dem Basiskurs von dem Zenleven Thuistraject (mehr dazu hier) mit. Das gefällt mir sehr, finde aber, ich könnte noch mehr machen. Augenblicklich bin ich sehr mit meinem Gemüsegarten beschäftigt und lese viel darüber. Ich bin überzeugt, dass der Gemüsegarten auch seinen Beitrag zu meinem Zen-Leben leisten kann.
Die Entwicklung, die einmal mit Eckhart Tolle begonnen hat, geht weiter. Manchmal geschieht eine Zeitlang nichts, dann ist da plötzlich eine Einsicht, ein neues Gefühl oder es ist bloß etwas nicht mehr da, woran ich vorher gelitten hatte. Der Kontakt mit meiner Mutter ist z.B. viel besser geworden. Das ist mir sehr wertvoll.
(aus dem Niederländischen übersetzt von Doris Behrens)
Quelle: Het zenleven van Martine des Tombe, ZenLeven Herbst 2018