Zen ist mein Weg, Zen ist mein Leben
Interview von Threes Voskuilen mit Myōshin Jigen Zeitler vom 11. Nov. 2020
(die niederländische Version wird in der Zeitschrift Zenleven online veröffentlicht)
Wir wollten uns für dieses Interview im neuen Dharmahaus Euskirchen treffen. Leider galt zur Zeit dieses Interviews die Empfehlung nur notwendige Reisen zu unternehmen. Darum begegneten Jigen und ich uns mehrere Male auf dem Bildschirm. Im blauen Schimmer des Bildschirms sind Euskirchen und Havelte (NL) mit kleinen Verzögerungen verbunden. Ich sehe Jigen vor einer Wand in einem Zimmer, sehe ihre sparsamen Bewegungen und ihre Mimik. Ich höre sie über die Lautsprecher meines Laptops. Diese Verbindung erzeugt eine eigenartige Nähe und Abstand gleichzeitig. Doch ist es viel mehr als uns garnicht zu treffen. Wir sprechen niederländisch, denn nach fast 10 Jahren Wohnen in Noorder Port spricht Jigen wesentlich besser niederländisch als ich deutsch.
Kannst du etwas über dein Leben erzählen?
Ich bin 1953 in Saal geboren, einem kleinen Dorf in Bayern. Meine Eltern wohnten dort damals in einem Mehrfamilienhaus zusammen mit anderen jungen Familien. Meine Eltern sind einfache, liebe, intelligente Menschen. Ich habe eine vier Jahre jüngere Schwester und ich erinnere mich noch recht gut, wie wir mit anderen Kindern aber auch mit meinem Vater zusammen spielten, und wie wir im Schrebergarten arbeiteten.
Meine Eltern hatten selbst wegen des Krieges keine gewöhnliche Jugendzeit erlebt. Sie hatten keine Vorstellung, was es in meiner Zeit bedeutete ein junges Mädchen zu sein.
Nach der Realschule wollte mein Vater, dass ich Sekretärin werde, während ich unbedingt zum Gymnasium wollte. Bei dieser Auseinandersetzung war ich das erste Mal mutig genug mich durchzusetzen. Nach dem Abitur begann ich ein Jurastudium in Hamburg, bin aber nach drei Semestern gewechselt zum Studienfach Soziologie.
Insgesamt studierte ich acht Jahre mit Freude aber auch, weil ich neben dem Studium Geld verdienen musste, einen großen Freundeskreis hatte und mich politisch engagierte. Ich beschäftigte mich mit Anarchismus, Kommunismus und Marxismus, war aktiv in der Frauenbewegung, auf Anti-Atomkraft-Demonstrationen und in politischen Hochschulgruppen. Daneben arbeitete ich in einem Kneipenkollektiv, und diese konkreten Erfahrungen waren sehr prägend. In dieser Zeit war ich meinen Eltern ein Rätsel.
Von 1983 bis 1987 saß ich in der Fraktion der Grünen im Bundestag in Bonn, zum Teil als wissenschaftliche Mitarbeiterin, zum Teil als Abgeordnete. Meine Tochter Lina war damals ein Kindergartenkind und manchmal musste ich sie mitnehmen, und sie saß dann in der Fraktionssitzung neben mir auf einem Stuhl mit Farbstiften und Papier.
Ich hatte große Erwartungen und Hoffnungen als ich mit der Parlamentsarbeit begann und ich bin um viele Illusionen ärmer geworden während der Suche nach Möglichkeiten, wie der Welt und den Menschen zu helfen sei. Auf diesem Weg initiierte ich einen Kongress mit dem Thema: Politik, Wissenschaft und Spiritualität. Ich wollte das Politische und das Spirituelle miteinander verbinden.
Immer wieder fühlte ich mich meiner Tochter gegenüber schuldig, weil ich so viel arbeitete, obwohl ihr Vater einen großen Teil der Sorge übernahm.
Nach der Zeit im Bundestag bekam die Arbeit in einem Kollektiv und die Verbindung zwischen Spiritualität und Politik eine neue Form im Wassermannzentrum, einer Art New Age Zentrum in der Gegend von Gschwend in Süddeutschland. Hier kam mir zugute, dass ich mehrere Fort- und Ausbildungen, unter anderem in Gesprächsführung und Bioenergetik, gemacht hatte. Nach einem Jahr im Wassermannzentrum wurde meine zweite Tochter geboren und bald darauf traf ich Prabhasa Dharma das erste Mal.
Wie hast du Prabhasa Dharma Zenji kennengelernt?
Ein großes buddhistisches Zentrum in der Schweiz hatte 1990 einen Kongress zum Thema „Politik und Spiritualität“ organisiert. Am ersten Abend gab es eine Podiumsdiskussion mit einigen spirituellen Lehrerinnen zu der Frage: „Wie verbindet sich in deinem Leben Politik und Spiritualität?
Prabhasa Dharma berichtete über ihre Begegnung und ihr Training bei Joshu Sasaki Roshi und wie sie mit ein paar Menschen das Mount Baldy Center aufbauten. Während Prabhasa Dharma erzählte, dachte ich immer wieder: „Oh, das hätte ich auch so gemacht!“ Nach diesem Abend tauschten wir unsere Adressen aus. Im Sommer darauf planten wir im Wassermannzentrum einen zweiwöchigen Kursus zu „Meditation und Heilung“, zu dem ich Prabhasa Dharma einlud. Als ich sie vom Flughafen abholte, kamen wir in einen Stau und hatten plötzlich viel Zeit miteinander zu sprechen.
Bei unserer Ankunft brachte ich sie auf ihr Zimmer und legte mich selbst kurz aufs Sofa. Ich nickte ein und halb schlafend, halb träumend beschloss ich: Ich bringe meine Kinder zu ihren Vätern und gehe mit ihr mit. Erschrocken wachte ich auf: Nein, nein, das will ich nicht! Bis dahin war ich überzeugt, dass ich keine Lehrerin brauchte und wollte. Als sie abreiste, sagte ich ihr, dass ich ihre Arbeit gerne kennenlernen würde. Sie holte ein kleines, zerknittertes Stück Papier aus ihrer Handtasche auf dem Termine und Telefonnummern angegeben waren. Auch von einem Zentrum in Neumühle im Saarland.
Ich meldete mich für zwei aufeinanderfolgende Kurse von Prabhasa Dharma Zenji an, obwohl ich das Programm nicht kannte. Es war vom 25. November bis 10. Dezember 1990. Als ich wenige Tage vor Beginn das Programm sah, erschrak ich sehr. Meditieren von morgens 4 Uhr bis abends 11 Uhr. Ich zweifelte, ob ich wirklich gehen sollte. Es stand auch ausdrücklich in der Beschreibung, dass erwartet wird, das jeder von Anfang bis Ende bleibt. Ich dachte: Wenn sie denkt, dass ich das kann, dann mache ich es, und ich bin gefahren. In meinem blumigen, seidig-samtenen Outfit kam ich unverhofft in eine Gemeinschaft von etwa 50 Menschen, die alle in schwarzen Roben dasaßen. Mein erstes Daisesshin begann, gefolgt von einem Rohatsu mit nur zwei freien Tagen dazwischen. Das war der Beginn. Es waren zwei Wochen im Himmel und in der Hölle und am Ende war das erste, was ich dachte: Wann ist das nächste Sesshin?
Was bedeutet es für dich eine Lehrerin, eine Meisterin zu haben?
Als ich Prabhasa Dharma Roshi kennenlernte wusste ich, dass ich etwas von ihr lernen konnte und wollte, einfach weil sie so war, wie sie war. Es hat mich unglaublich angezogen, dass sie so klar war. Sie war so sicher in dem, was sie tat, was sie sagte und dachte. Sie war klar im Denken und genauso klar und präsent im Handeln. Schon bei unserer ersten Begegnung fühlte ich eine Verwandtschaft mit Prabhasa Dharma.
Ein Jahr danach bekam sie die Diagnose Krebs. Sie war mit Unterbrechungen acht Jahre krank. Jiun Roshi hat in dieser Zeit viel Arbeit von ihr übernommen.
Es ist nicht einfach zu sagen, was ich von ihr gelernt habe, das wird manchmal erst Jahre später deutlich. Zusammenfassend könnte ich heute sagen, dass ich Zen durch und mit Prabhasa Dharma I kennenlernte, mit Jiun Roshi wurde Zen Teil meines Lebens.
Ist Jiun Roshi auch deine Lehrerin, deine Meisterin?
Ja, sicher, hunderprozentig, aber auf andere Art. Als ich Prabhasa Dharma traf, war ich 37 Jahre alt. Ich schaute zu ihr auf und setzte sie immer auf ein Podest. Das war auch eine Barriere. Wenn ich im Warteraum saß, um zu Prabhasa Dharma zum Sanzen zu gehen, war ich aufgeregt und wollte alles richtig machen. Mit Jiun Roshi verbindet mich bedingungsloses Vertrauen, dadurch entsteht mehr Raum und Weite.
Du hast beinahe 10 Jahre in Noorder Poort gewohnt, wie war das für dich?
Schon in den 90er Jahren war ich regelmäßig im Zentrum in Noorder Poort. 2008 bin ich dann hingezogen. Es war von Beginn an mein Wunsch zur Unsui ordiniert zu werden. Ob das möglich wäre, war nicht gleich klar. Zwei Jahre später war es dann soweit. Im Unsuitraining erhält man individuelle Begleitung durch Jiun Roshi, täglich zwei bis drei Stunden Meditation, Studienzeiten, Arbeit und Teilnahme an allen Zenprogrammen. Diese Ordination zur Unsui 2010 war für mich der wichtigste Schritt. Er bedeutet für mich die Verpflichtung, den Zenweg über alles andere zu stellen und ihn zusammen mit Jiun Roshi zu gehen für den Rest meines Lebens.
Du gehörst einer Generation an, in der individuelle Freiheit ein großes Ideal war. Wie hat sich das ausgewirkt während deiner Zeit als Unsui?
Natürlich gab es in den Jahren als Unsui auch schwierige Zeiten, aber Freiheit war für mich schon lange nicht mehr tun, was „ich“ selbst will. Ein Beispiel dazu: ich war lange Zeiten in meinem Leben getrieben von dem Wunsch eine Gemeinschaft aufzubauen. Ich wusste auch, dass meine Zeit in Noorder Poort eine Trainingsperiode war und ich wahrscheinlich nicht bis zum Ende meines Lebens dort bleiben würde. Prabhasa Dharma wollte, dass im Norden, Osten, Westen und Süden Zentren entstehen sollten. In dieser Vision habe ich immer eine Rolle für mich selbst gesehen.
Zurück zum Beispiel. In meiner Zeit in Noorder Poort las ich regelmäßig Die Zeit. Eines Tages stieß ich auf die Anzeige einer Gemeinde zwischen Hannover und Hamburg. Sie suchten jemanden, der in einem großen leerstehenden Anwesen etwas Neues aufbauen sollte. Ich ließ die Anzeige einige Zeit auf meinem Schreibtisch liegen. Einen Tag vor Beginn des Rohatsus steckte ich sie in meine Tasche. Als ich Jiun Roshi an der Tür traf, bat ich sie: „Warte einen Moment, ich möchte dir etwas zeigen.“ Ich gab ihr die Anzeige zu lesen und sie fragte: „Was willst du damit?“ Ich antwortete: „Das weiß ich noch nicht, aber willst du es dir mal ansehen?“ Da sagte sie: „Wirf es weg, wir haben genug zu tun,“ und sie ging weiter.
Ich war schockiert und mein erster Gedanke war wegzugehen. Aber dann entschloss ich mich, erst das Rohatsu zu machen und in der Tiefe die Antwort kommen zu lassen. Das geschah und mir wurde sehr deutlich, dass für mich das, was ich mit Jiun Roshi lernen konnte, das Wichtigste war. Alle äußerlichen Dinge waren weniger wichtig.
Du fragtest nach Freiheit, verstehst du, dass das eine andere Art Freiheit ist?
Mein Eindruck ist es, dass es eine große Stärke von Noorder Poort ist, das Wachstum und stets größer zu werden nicht das höchste Ziel ist. Wenn das Zentrum von alleine wächst ist es gut, wenn nicht, ist es auch gut.
Ja, genau das ist für mich auch sehr wichtig. Ich habe dadurch viel gelernt, vor allem innere Ruhe. Ich erinnere gut den Moment, als mir das deutlich wurde. Während eines Gesprächs war mir plötzlich bewusst, dass meine Zweifel weg waren. In meinen politischen Zeiten und auch im Wassermannzentrum hatte ich immer wieder Zweifel, ob ich auch das Richtige mache und ob es genug ist. Wobei ich viel und mit großes Einsatz arbeitete. Als mir nun plötzlich klar war, dass diese Zweifel vorbei waren, fühlte ich eine wunderbare Erleichterung. So geschieht das Lernen vorbei am rationalen Denken. Es war eine tiefgehende Veränderung.
Du stehst in der Tradition des International Zen Institute, was bedeutet das für dich?
Die Tradition ist wichtig für mich. In der Zeit im Wassermannzentrum habe ich viele Formen von Lehrerschaft und Unterweisung erlebt. Ich habe erfahren, dass es viel Kraft kostet, etwas allein aus sich selbst heraus aufzubauen.
In dieser, meiner Tradition fühle ich mich aufgehoben, nichts muss allein aus eigener Kraft getan werden. Ich bin Lehrerin und Schülerin zugleich, andere Menschen gehen den gleichen Weg und alles, was ich in die Tradition einbringe, nimmt die nächste Generation mit und sie geht weiter.
Dein Konzept von Menschen ist, dass jeder Mensch gut ist. Im gleichen Atemzug sprichst du auch über die Buddha-Natur in jedem Menschen. Gibt es da Unterschied?
Ich stoße mich an dem Wort Konzept, weil es kein Konzept ist. Es ist vielmehr eine Verbindung von Wissen und Vertrauen. Nein, ein guter Mensch zu sein und die Buddhanatur ist nicht eins zu eins, weil es sich auf verschiedene Dimensionen bezieht. Die Buddhanatur geht tiefer als nur ein guter Mensch zu sein.
Aber dann würde ich auch gerne wissen, was …
Ja, diese Frage sah ich kommen: Was ist Buddhanatur? Da gibt es keine Antwort, die du aufschreiben könntest.
Aber willst du es vielleicht doch versuchen?
(Jigen lacht und schweigt eine Weile) Nun gut, ich werde es versuchen: Die Buddhanatur geht allem Guten und Schlechten, allem Schönen und Hässlichen voraus. Buddhanatur ist wahres, pures Sein: Tathagatha — so gekommen, so gegangen.
Für uns Menschen heißt das, uns zu befreien von allen wirren, festgefahrenen Vorstellungen, Überzeugungen, Ideen, Wünschen, und aus dem tiefsten, wahren Wesen heraus zu leben, zu erblühen von Moment zu Moment. Was wir an einem “erblühten” Menschen wahrnehmen können ist Liebe und Weisheit. Ein “guter” Mensch ist auf dem Weg dorthin. Ich weiß und vertraue, dass jeder Mensch das Potenzial für spirituelle Entwicklung hat und darin erblühen kann.
Worte sind manchmal Ungeheuer, die uns die Sicht versperren. Lassen wir es bei diesem Fingerzeig stehen.
Während dieses Interviews zieht sich ein roter Faden durch Jigens großen Wunsch, tatsächlich zu den Entwicklungen beizutragen, die Menschen auf ihrem Weg durchlaufen. Ich bemerke ihre Offenheit und die starke Motivation, auf einer tieferen Ebene lehren zu wollen als auf der Ebene des Wissens und der Theorie.
Kannst du etwas über deine Erfahrungen als Zenlehrerin erzählen?
Ich will eine Erfahrung erzählen, die auch ein bisschen lustig ist, nämlich, wie ich lernte ein WC zu lieben.
Wenn auf Noorder Poort eine Gruppe war, machten wir anschließend die Zimmer sauber, das bedeutete manchmal 10 WCs und Badezimmer sauberzumachen. Ich hatte damals viele körperliche Beschwerden, aber ich wollte doch auch saubermachen. Wegen der Schmerzen probierte ich stets andere Bewegungen, um die Schmerzen zu verringern. Und so kniete ich einmal vor einem WC und machte in völliger Achtsamkeit sehr gleichmäßige Bewegungen. Da „verschwand“ ich plötzlich, und zugleich stieg eine ungeheure Energie in mir auf. Das war pure Liebe. Es war eine so intensive Erfahrung, dass mir für immer deutlich war, dass man in jeder Arbeit „verschwinden“ kann, nicht nur in etwas, was man gerne macht, sondern auch in etwas was Schmerzen verursacht oder was man nicht besonders gern tut.
Eine andere Erfahrung, die mich als Lehrerin inspirierte kommt auch aus dem Alltag von Noorder Poort, der größtenteils aus Meditation und Arbeit besteht. Wir waren stets mit unterschiedlichen Menschen, Gästen, Kursteilnehmern und auch Bewohnern zusammen. Eine unserer Aufgaben bestand darin den Gästen und Kursteilnehmern zu erklären, wie man in guter Körperhaltung sitzt, wie man ein Zimmer saubermacht, wie das Gemüse zu schneiden ist, wie der Abwasch zu machen ist und alle solche Dinge. Nach Jahren konnte ich es im Traum und war es eigentlich leid. In dieser Stimmung stand ich vor der Küchentür als mir plötzlich „ein Licht aufging“: das mache ich nicht für mich, „mich“ spielt überhaupt keine Rolle, das mache ich für die anderen, für uns alle, zu zeigen, wie wir auf eine gute Art und Weise arbeiten. Das war ein wichtiger Moment, eine Einsicht, die das Lehrerin Sein vertiefte. Danach war es für mich nie mehr zu viel Erklärungen zu geben.
Als Osho bist du autorisiert, um Unsuis zu trainieren. Was für Möglichkeiten des Unsuitrainings gibt es?
Das ist wieder eine Frage, die kaum zu beantworten ist. Das Unsuitraining ist ein Geschehen zwischen Lehrer, Unsui und den Umständen. Es ist ein Prozess in dauernder Bewegung. Jiun Roshi war in Kalifornien bei Prabhasa im Training, das war ein Training Eins zu Eins. Es gibt viele verschiedene Formen von Unsuitraining, allein weil die Umstände anders sind. Stell dir zum Beispiel ein Training in einem Straßenprojekt vor oder in einem Kloster mit 500 Nonnen.
Im Dharmahaus Euskirchen können bis zu drei Unsuis wohnen und trainiert werden, aber vielleicht gibt es auch noch weitere Möglichkeiten.
Zurück in Deutschland
Nach beinahe 10 Jahren ging Jigen wieder nach Deutschland zurück. Das war zunächst im Rahmen der Lebensgemeinschaft auf Burg Disternich, wo sie das Zenhaus aufbaute und wo auch ihre Tochter Lina und ihre Eltern wohnten. Lina war die Initiatorin der Lebensgemeinschaft, aber sie erkrankte bald und starb. Es waren zwei traurige und komplizierte Jahre. Es wurde deutlich, dass die Bewohner die ursprüngliche Vision von Lebensgemeinschaft unterschiedlich interpretierten. Diese Unterschiede konnten nicht mehr überbrückt werden und letztendlich beschloss Jigen, die Burg zu verlassen. Die alten Eltern von Jigen wohnen inzwischen zufrieden in der Nähe von Jigens Schwester.
Jigens nächster Schritt war die Errichtung eines Dharmahauses in Euskirchen, in der Nähe von Köln.
Das neue Dharmahaus ist nun renoviert und hergerichtet für Kursteilnehmer, Gäste und/oder Mitbewohner. Das Stadthaus hat bauliche Elemente aus der Bauhausperiode und liegt in einer ruhigen Straße nahe der Innenstadt. Im Erdgeschoss befindet sich das Zendo mit Platz für 15 Teilnehmer, der Wohn-Essbereich und die Küche. Im 2. Obergeschoss sind Räume für Teilnehmer oder Bewohner.
Im Herbst arbeitete Jigen viel mit Unterstützung der Sangha im kleinen Garten hinter dem Haus. Es wurden viele Pflanzen gesetzt und das Laub von zwei großen, alten „Samu“-Bäumen wurde entsorgt. Jigens Vision ist es, hier mit Unsuis zu wohnen und zu trainieren und verschiedene Meditationsangebote zu machen. Das Dharmahaus bietet dafür die Möglichkeit und hoffentlich wird das Haus, so sagt Jigen, auch einmal ohne sie weiterbestehen.
Als im September 2020 die Renovierung vorläufig abgeschlossen war und die Kurse begannen, gab es gleich darauf den zweiten „Lockdown“. Seit Januar gibt Jigen alle Kurse und Sesshins auch online und das läuft ganz gut. Es ist, als ob da keine Mauern mehr wären, sagt Jigen, Menschen von weit entfernt sind über das Internet plötzlich ganz nah. Und doch, sagt Jigen, freue ich mich auf das Frühjahr, den Sommer und das Ende des Lockdowns, wenn wir uns wieder direkt treffen können.
Das Programm des Dharmahauses findest du auf www.dharmahaus-euskirchen.de