In die­ser Ru­brik wer­den an­hand von fünf fest­ste­hen­den Fra­gen Me­di­tie­ren­de vor­ge­stellt, die in Noor­der Po­ort oder ei­ner der lan­des­wei­ten Grup­pen me­di­tie­ren. Die­ses Mal Ru­dy Koet­sier aus Zwol­le, 46 Jah­re alt. Er ar­bei­tet in der IT-Bran­che und me­di­tiert seit dem Jahr 2000.

Das Zenleben von Rudy Koetsier

Was veranlasste dich, Zen zu praktizieren?

Vor lan­ger Zeit, am En­de mei­ner Ju­gend­zeit, ha­be ich schon ein­mal et­was über Zen ge­le­sen. Es sprach mich an, aber es ist schwer zu sa­gen, was ge­nau mich be­rühr­te. Nach­dem ich ge­ra­de zu­rück nach Zwol­le ge­zo­gen war, sah ich die An­kün­di­gung ei­nes Vor­trags über Zen im Ge­mein­de­zen­trum mei­ner neu­en Wohn­ge­gend. Das war für mich ei­ne gu­te Ge­le­gen­heit, das Ge­mein­de­zen­trum ein­mal von in­nen zu se­hen und et­was mehr über Zen zu er­fah­ren. Ben Oos­ter­man hielt den Vor­trag und es war ei­gent­lich ei­ne recht kur­zer Be­richt, je­doch ver­bun­den mit der Ein­la­dung, an ei­nem Diens­tag­abend ein­mal zu sei­nem Me­di­ta­ti­ons­abend zu kommen.

Wo und bei wem meditierst du?

Ich ha­be trotz al­ler Wech­sel die gan­ze Zeit in der Me­di­ta­ti­ons­grup­pe in Zwol­le me­di­tiert. Sie wur­de zu­erst von Ben Oos­ter­man ge­lei­tet; als die­ser starb, ei­ne Wei­le von Ans van Gurp und zwei an­de­ren und in den letz­ten fünf Jah­ren von Myo­shin Zeit­ler und Myo­ko Sint. Als ich da­mit be­gann, hat­te ich be­schlos­sen, bis zu den Som­mer­fe­ri­en zu sit­zen, aber am En­de der Som­mer­fe­ri­en schien ich es tat­säch­lich zu ver­mis­sen und ich freu­te mich dar­auf, dass die Me­di­ta­tio­nen wie­der be­gin­nen wür­den. Ich den­ke, der Grund wei­ter­zu­ma­chen liegt dar­in, dass du dir des­sen be­wusst wirst, dass es dir fehlt, wenn du es nicht tust. Aber es ist schwie­rig zu er­klä­ren, was ich dann ver­mis­se. In je­dem Fall ist es schön, in ei­ner Grup­pe zu me­di­tie­ren; es ist auch al­lein mög­lich, aber in der Grup­pe ist es wirk­lich schöner.

Wen (oder was) siehst du als deinen Lehrer an?

Es gibt schon Men­schen, die ich als Vor­bild an­se­he. Ei­ner da­von ist si­cher mein Va­ter. Er ist ein sehr ru­hi­ger und be­son­ne­ner Mann, der al­les aus ver­schie­de­nen Blick­win­keln be­trach­tet. Ein an­de­res Vor­bild zu fin­den fällt mir schwer. Ich su­che kei­nes in an­de­ren Men­schen und ha­be dar­um ei­gent­lich auch kei­nen Leh­rer nötig.

Welcher buddhistische Begriff spricht dich am meisten an?

Auch ei­ne schwie­ri­ge Fra­ge, fin­de ich. Mit­ge­fühl fin­de ich ei­nen schö­nen Be­griff; das wür­de ich si­cher­lich ent­wi­ckeln wollen.

Wie sieht dein Zen-Leben aus? Wie wirkt sich die Zen-Praxis auf dein tägliches Leben aus?

Der Me­di­ta­ti­ons­abend ist für mich im­mer ein Mo­ment, an dem ich zur Ru­he kom­men kann. Auch bringt er mich da­zu, mit mehr Ab­stand auf mei­ne Re­ak­tio­nen zu schau­en und die­se manch­mal zu kor­ri­gie­ren. Zum Bei­spiel wenn ich im Stau ste­he. Dann kann ich schon mal auf all die an­de­ren Men­schen, die mir im Weg ste­hen, är­ger­lich wer­den. Aber dann se­he ich so­fort, wie un­sin­nig das ist: sie ste­hen auch im Stau, so wie ich. Und dann ver­schwin­det der Är­ger, und ich kann ru­hig in mei­nem Au­to sit­zen, bis ich wie­der wei­ter­fah­ren kann.

(aus dem Nie­der­län­di­schen über­setzt von Ul­rich Bessel)

Quel­le: Het zen­le­ven van Ru­dy Koet­sier, Zen­Le­ven Früh­jahr 2018