Strahlendes Licht- (Zen) Frauen unterwegs

Tagung zu Frauen im Zen-Buddhismus, gestern und heute

17. – 20. 8. 2023 im Benediktushof

An der Ta­gung ha­ben un­se­re Meis­te­rin Ji­un Ho­gen Ro­shi als Re­fe­ren­tin und drei Frau­en aus un­se­rer Sang­ha teil­ge­nom­men (die Zen­leh­re­rin­nen Ga­bi Ji­kun Engl und Su­san­ne Jis­ei Back­ner so­wie Ma­ria Fröhlich).

Bei schöns­tem Wet­ter ha­ben wir das Me­di­ta­ti­ons­zen­trum „Be­ne­dik­tus­hof“ bei Würz­burg ken­nen- und schät­zen ge­lernt. Die Ta­gung dau­er­te von Don­ners­tag­abend bis Sonn­tag­mit­tag und wur­de von Lin­da Myo­ki Lehr­haupt Ro­shi und der Zen-Leh­re­rin Su­san­ne Dittrich organisiert.

Es gab Vor­trä­ge bzw. Work­shops von:
Lin­da Myo­ki Lehr­haupt Ro­shi, Su­san­ne Dittrich, Agnes Poll­ner, Ur­su­la Ko­getsu Ri­chard, Bir­git Schön­ber­ger, Ji­un Ho­gen de Wit Ro­shi und Do­ris Myôen Zölls Roshi

Aus viel­fäl­ti­gen Per­spek­ti­ven wur­de die weib­li­che Ge­schich­te des Zen beleuchtet.

Es wur­de deut­lich, dass es vie­le Le­gen­den und Ge­schich­ten von prak­ti­zie­ren­den Frau­en gab – oft­mals in Fuß­no­ten ver­steckt oder ver­bor­gen vor ei­ner grö­ße­ren Öffentlichkeit.

Seit sei­ner Grün­dung bis heu­te wur­de im Zen (und in Bud­dhis­mus all­ge­mein) im­mer wie­der ver­sucht, Frau­en mit miso­gy­nen Ar­gu­men­ten in die Kis­te weib­li­cher Ste­reo­ty­pen zu ste­cken. Zen-Frau­en und bud­dhis­ti­sche Frau­en wur­den als in­kom­pe­tent, nicht ernst­zu­neh­mend, ver­füh­re­risch oder un­wis­send dar­ge­stellt. Ih­re Auf­ga­be soll­te ein­zig dar­in be­stehen, Mön­che zu ver­sor­gen oder als rei­che Lai­in­nen die­se fi­nan­zi­ell zu un­ter­stüt­zen. Ei­ni­ge Zen-Pio­nie­rin­nen wa­ren je­doch ent­schlos­sen, den Bud­dha-Dhar­ma zu prak­ti­zie­ren und ihn wei­ter­zu­ge­ben. We­nig be­kannt ist, dass Bod­hid­har­ma, der le­gen­dä­re Grün­der des Chan (Zen) in Chi­na ei­ne weib­li­che Dhar­ma-Nach­fol­ge­rin (Zongchi) hat­te oder dass es in Chi­na und Ja­pan bis heu­te weib­li­che Zen­meis­te­rin­nen gab, die als Äb­tis­sin­nen Klös­tern vor­stan­den und weit­hin für Ih­re Leh­re be­rühmt wa­ren. Do­gen Zen­ji, der Be­grün­der des So­to Zen in Ja­pan, ver­fass­te ei­nen Text (Rai­hai­to­ku­zui) im13th Jahr­hun­dert, in dem er deut­lich mach­te, dass Män­ner und Frau­en die glei­chen Fä­hig­kei­ten ha­ben, um den Dhar­ma zu stu­die­ren und zu lehren.

Es gibt ei­ne Zen-Ahn­in­nen-Li­nie, die zur Zeit 92 weib­li­che bud­dhis­ti­sche Vor­fah­rIn­nen um­fasst. Wir ha­ben nach un­se­rer Me­di­ta­ti­on de­ren Na­men re­zi­tiert, so wie es bis­her in der Tra­di­ti­on nur mit den männ­li­chen Vor­fah­ren üb­lich war. Auf Platz 89 steht un­se­re Zen Meis­te­rin Gess­hin Myo­ko Prab­ha­sa Dharma.

Grace Schi­re­son Ro­shi, ei­ne der Zen-Leh­re­rin­nen, die an der Er­stel­lung des Schrift­stücks maß­geb­lich be­tei­ligt war, schreibt:
„Nach vie­len Jah­ren wis­sen­schaft­li­cher For­schun­gen und De­bat­ten ist es nun so­weit, dass un­se­re Vor­fah­rin­nen der ver­gan­ge­nen 2500 Jah­re aus In­di­en, Chi­na und Ja­pan in den Lehr­plan, in die Ri­tua­le und das Zen-Trai­ning west­li­cher Zen-Schü­ler und Schü­le­rin­nen auf­ge­nom­men wor­den sind.“ (Früh­ling 2014, Sei­te 57)

Brauchen wir einen weiblichen Weg des Zen?

In den Vor­trä­gen und Work­shops kam im­mer wie­der die Fra­ge auf, ob wir ei­nen weib­li­chen Weg des Zen brau­chen. In Ach­tung der Es­senz der Zen-Leh­re, die ja die Auf­he­bung jeg­li­cher Dua­li­tät zum Ziel hat, wur­de durch zahl­rei­che Er­fah­rungs­be­rich­te deut­lich, dass die männ­lich ja­pa­ni­sche Stren­ge und Här­te die Ent­wick­lung der Zen-Pra­xis bis heu­te sehr ge­prägt hat.

Do­ris Myoen Zölls Ro­shi be­rich­te­te von ih­ren teils ent­wür­di­gen­den Er­fah­run­gen als Frau in der Klos­ter­kul­tur Chi­nas und Ja­pans und be­rich­te­te von der schwie­ri­gen Rol­le, sich be­haup­ten und be­wei­sen zu müs­sen. Bir­git Schön­ber­ger deck­te – aus­ge­hend von ih­ren ei­ge­nen Er­fah­run­gen in ei­ner deut­schen Sang­ha — ei­ne grund­sätz­li­che weib­li­che Hal­tung auf, die vie­len von uns be­kannt vor­kam: Man ver­aus­gabt sich im Die­nen und man will be­wei­sen, dass man auch er­leuch­tungs­fä­hig ist. Ji­un Ro­shi hob in ih­rem Vor­trag die Aspek­te Weis­heit (Pra­j­na) und Mit­ge­fühl (Karu­na) als kon­sti­tu­iern­de Ele­men­te in der Zen­pra­xis hervor.

Neue Wege

Am Sams­tag­abend gab es ei­nen On­line Vor­tag von Zens­hin Flo­rence Ca­plow und Su­s­an Rei­getsu Moon über die Ent­ste­hung des Bu­ches .„Das ver­bor­ge­ne Licht“ : 100 Ge­schich­ten er­wach­ter Frau­en aus 2500 Jah­ren, be­trach­tet von (Zen-)Frauen heu­te. Flo­rence Ca­plow und Su­s­an Moon ( Hrsg.). Edi­ti­on stein­reich 2013 . Flo­rence Ca­plow be­rich­te­te über die Me­tho­de der Grup­pen­ko­an-Ar­beit auf Grund­la­ge des Buches.

Su­san­ne Dittrich bie­tet in Deutsch­land Grup­pen an zu Gruppen-Koanarbeit.

Ga­bi Ji­kun und Su­san­ne Jis­ei wer­den an ei­nem On­line­kurs teil­neh­men, um die­se Ar­beit nä­her kennenzulernen.

Von Su­san­ne Jis­ei und Ga­bi Ji­kun 9/23

Nachtrag

Vi­de­os der Ta­gung „Strah­len­des Licht – (Zen)Frauen un­ter­wegs. Frau­en im Zen-Bud­dhis­mus, ges­tern und heute“