Myoko Sint

Was be­deu­tet dein Name?
Myo­ko be­deu­tet Schö­ne Klar­heit (eng­lisch: beau­tiful bright­ness). Den Na­men ha­be ich üb­ri­gens schon 2011 an­läss­lich mei­ner Or­di­na­ti­on als Un­sui be­kom­men .Es war auch der Na­me mei­ner ers­ten Zen-Leh­re­rin: Gess­hin Myo­ko Prab­ha­sa Dhar­ma Ro­shi. Des­halb ist der Na­me für mich sehr kostbar.

Kannst du uns kurz dei­nen Le­bens­lauf skizzieren?
Ich ha­be Che­mie stu­diert, aber im­mer im Fach­be­reich In­for­ma­tik als Uni­ver­si­täts­do­zen­tin ge­ar­bei­tet. Ich ha­be zwei Söh­ne, 28 und 29 Jah­re alt. Ihr Va­ter und ich ha­ben uns ge­trennt, als sie noch klein wa­ren, aber wir ha­ben uns die gan­ze Zeit zu­sam­men um sie ge­küm­mert und sind mit­ein­an­der gu­te El­tern. Das sind wir im­mer noch – der Äl­tes­te hat ei­ne au­tis­ti­sche Be­ein­träch­ti­gung, was viel Sor­ge mit sich bringt. Vor al­lem im Al­ter zwi­schen 20 und 30 ha­be ich mit exis­ten­ti­el­len Fra­gen ge­run­gen: was ma­che ich hier, was ist der Sinn des Le­bens und war­um le­ben wir nicht in Frie­den mit al­len? Die Fra­gen ha­ben mich zu­erst zur Bhag­wan-Be­we­gung und spä­ter zum Zen-Bud­dhis­mus geführt.

Wo und bei wem hast du Zen geübt?
Ich bin Prab­ha­sa Dhar­ma zen­ji erst­mals 1988 be­geg­net, als ich mit mei­nem zwei­ten Kind schwan­ger war. Die Be­geg­nung hat mich tief be­ein­druckt. 1990 ha­be ich das ers­te Sess­hin mit ihr ge­macht. Ich war ih­re Schü­le­rin bis zu ih­rem Tod 1999 und wur­de nach ei­ni­gen Zwei­feln dann Schü­le­rin ih­rer Nach­fol­ge­rin, Ji­un Ro­shi. Im Lau­fe der Jah­re hat sich die Zen-Übung im­mer mehr ver­tieft, und seit ich 2011 auf­hö­ren konn­te zu ar­bei­ten, le­be ich auf Noor­der Poort.

Was ver­än­dert sich da­durch, dass du Zen-Leh­re­rin bist?
Die Er­nen­nung zur Leh­re­rin ist nur ein Schritt in dem lang­sa­men Pro­zess des Wach­sens in der Übung, bei der auch das Be­dürf­nis stär­ker wird, die­se wun­der­ba­re, un­be­greif­li­che Tra­di­ti­on wei­ter zu geben.

Mit wel­chen Wor­ten hast du dein Ver­ständ­nis von Zen präsentiert?
Wer kann Zen lehren?
Ei­ne Krä­he mit ih­rem hei­se­ren Ruf.
Das ho­he, viel­far­bi­ge Gras, be­wegt im Wind.
Ei­ne Spin­ne, die an ih­rem Fa­den hoch­schnellt, wenn du nach ihr greifst.
Ein Sta­pel Gar­ten­stüh­le aus Plastik.
Der plötz­li­che Ge­ruch von Kaf­fee (oder Hundekot).
Al­les ist ein Ein­gang ins Un­sag­ba­re. Wenn es still ist.

Quel­le: Myo­ko Sint, Zen­Le­ven Nr.2 2016
Über­set­zung aus dem Nie­der­län­di­schen durch Do­ris Behrens